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HIV/AIDS und andere STDs in Stuttgart 2009

Der Arbeitskreis AIDS Stuttgart informiert aus Anlass des Welt- AIDS-Tages am 01. Dezember über die aktuelle HIV/AIDS-Situation in Stuttgart und über den Zusammenhang zwischen HIV/AIDS und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten.

Rückgang der HIV-Neuinfektionen in Stuttgart

Im ersten Halbjahr 2009 hat sich mit 25 die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Stuttgart fast halbiert. So wurden 2008 im Vergleichszeitraum 46 Fälle registriert. In Baden-Württemberg befinden sich die Halbjahres-Zahlen mit 142 auf einem unverändert hohen Niveau. Bundesweit stellte das zuständige Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin 1433 Neuinfektionen im ersten Halbjahr 2009 fest, was in etwa den Vorjahres-Zahlen entspricht. Wegen Nachmeldungen können sich allerdings die Zahlen noch wesentlich verändern. In Deutschland ist seit 2001 die Zahl der neu diagnostizierten HIV-Infektionen stetig angestiegen.

Generell sind mehr als 80 Prozent aller Neuinfizierten Männer. Die Hauptbetroffenen¬gruppe sind homo- und bisexuelle Männer. In Stuttgart ist die Zahl der Neuinfektionen in dieser Gruppe mit 68 Prozent um etwa 10 Prozent höher als im Bundesdurchschnitt. An zweiter Stelle in der Liste der Neuinfizierten-Gruppen stehen heterosexuelle Personen, gefolgt von Migrantinnen und Migranten aus so genannten Hochprävalenzländern, also Ländern, in denen HIV sehr häufig vorkommt. Drogenabhängige kommen als vierthäufigste Gruppe aller HIV-Neuinfektionen vor.

HIV und andere sexuell übertragbare Erkrankungen

Viele Menschen kommen irgendwann einmal mit sexuell übertragbaren Krankheiten (STDs, von engl. Sexually Transmitted Diseases) in Berührung. Weit verbreitet sind Chlamydien-Infektionen, Pilzerkrankungen, Herpes und Feigwarzen. Auch klassische Geschlechtskrankheiten wie die Gonorrhö (=Tripper) und die Syphilis treten wieder vermehrt auf, ebenso wie Hepatitis A, B und C.

Und das ist fatal, denn es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Viele STDs führen zu Entzündungen der Genitalschleimhäute und erhöhen so das Risiko einer HIV-Übertragung und umgekehrt. Da jedoch zumeist keine Krankheitssymptome spürbar sind, werden STDs häufig nicht bemerkt und – obwohl gut therapier- und heilbar – nicht behandelt. Umso wichtiger ist es, im individuellen Beratungsgespräch über HIV hinaus auf weitere Geschlechtskrankheiten zu verweisen und zu untersuchen, um frühzeitig Infektionen zu erkennen und zu behandeln – und damit auch die Infektionsketten zu unterbrechen. Die HIV-Prävention und die Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten gehören deshalb eng zusammen.

Testmöglichkeiten, Beratung und Unterstützung in Stuttgart

Die Gesundheitsämter der Region bieten Beratung und Untersuchungen zu sexuell übertragbaren Krankheiten an und ermöglichen kostenlose und anonyme HIV-Tests. Auch Beratung und Tests zu anderen STD werden angeboten; hierbei werden lediglich die Laborkosten berechnet. Zur Behandlung können sich Betroffene an ärztliche Schwerpunktpraxen für HIV-Positive und AIDS-Kranke wenden. Umfassende Beratung und Unterstützung dabei, mit der Infektion zu leben, bieten die AIDS-Beratungsstellen der AIDS-Hilfe Stuttgart e. V., der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart e. V. sowie Seelsorge-Einrichtungen der Kirchen.

Prävention geht unkonventionelle Wege

Allein die Stuttgarter AIDS-Beratungsstellen haben im vergangenen Jahr mehr als 300 Präventionsmaßnahmen durchgeführt. Um die Allgemeinbevölkerung, besonders aber gefährdete Zielgruppen zu erreichen, werden immer wieder neue und unkonventionelle Wege beschritten. So bieten seit zwei Jahren ein Mitarbeiter der AIDS-Hilfe Stuttgart e.V. und ein Arzt des Gesundheitsamtes Stuttgart regelmäßig kostenlose Tests auf AIDS- und Syphilis in Stuttgarter Schwulenkneipen und Gay-Saunen an. Sie stoßen damit auf große Resonanz, vor allem bei Männern, die sich für Präventionsangebote bislang kaum ansprechen lassen und die sich noch nie oder vor langer Zeit haben testen lassen.

Auch Jugendliche zählen zu den besonders gefährdeten Zielgruppen. Die AIDS-Hilfe Stuttgart hat in diesem Jahr ein Projekt gestartet, bei dem Studentinnen und Studenten aus Universität und pädagogischer Hochschule zu Präventionsfachkräften für die Arbeit mit Schulklassen und Jugendgruppen ausgebildet werden. Nur wenig älter als die Zielgruppe, können sie Themen rund um Sexualität und Schutz vor Infektionen altersgerecht ansprechen und als Vorbild wirken.

Die AIDS-Beratungsstelle der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart e.V. wendet sich im Rahmen des aus Mitteln des Europäischen Flüchtlingsfonds finanzierten Projektes „ProPräventio“ an den Personenkreis der Asylbewerberinnen und Asylbewerber. Mit einem transkulturellen Ansatz wird beispielsweise in den Gemeinschaftsunterkünften über HIV/AIDS und andere sexuell übertragbare Krankheiten aufgeklärt.

Wer wir sind

Der Arbeitskreis AIDS ist ein Netzwerk von Organisationen aus der Region Stuttgart. Er wurde 1985 vom Gesundheitsamt Stuttgart initiiert und trifft sich zweimal jährlich.
Ziele und Aufgaben: Verstärkung der AIDS-Prävention und der Prävention anderer sexuell übertragbaren Krankheiten und Weiterentwicklung der Behandlung, Betreuung und Unterstützung von HIV-Positiven und AIDS-Kranken. Der Arbeitskreis berät über aktuelle Entwicklungen und Projekte in Stuttgart, wie zum Beispiel Entwicklungen in der medizinischen Behandlung, Fragen der Versorgung von AIDS-Kranken, die Entwicklung der Infektionszahlen, die soziale Lage der Betroffenen. Im Arbeitskreis werden gemeinsame Aktionen geplant und abgestimmt, wie beispielsweise die Aktionen zum Welt-AIDS-Tag, der jährlich am 01.12. stattfindet.

Mitglieder sind die AIDS-Hilfe Stuttgart e. V. und die AIDS-Beratungsstelle der Evangelischen Gesellschaft e. V., die Gesundheitsämter der Region Stuttgart und das Sozialministerium Baden-Württemberg, Ärzte aus den Schwerpunktpraxen für HIV-Positive und AIDS-Kranke sowie Klinikärzte, Drogenberatungsstellen, katholische und evangelische AIDS-Seelsorger sowie andere Beratungsstellen und Dienste, die HIV-Positive und AIDS-Kranke betreuen. Der Arbeitskreis AIDS hat drei gleichberechtigte Sprecher: Alfons Stetter von der AIDS-Hilfe Stuttgart e.V., Gerd Brunnert von der AIDS-Beratungsstelle der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart e.V. und Gudrun Christ vom Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Stuttgart.